Die Transformation der arabischen Welt

Mit Erschrecken muss der Westen heute feststellen, was aus den offenen und relativ toleranten arabischen Staaten der 1960er und 1970er durch einen radikalen Islamismus geworden ist. Menschen in Ägypten, Syrien, Algerien, Iran oder dem Irak pflegten einen westlichen Lebensstil, Frauen hatten größere Freiräume und man lebte friedlich unter den verschiedenen Religionen zusammen. Im Süd-Jemen existierte gar bis 1990 eine moskautreue Volksrepublik.

Gründe für den Wandel

Es heißt, dass der Salafismus erst durch die Niederlage des arabischen Nationalismus im Sechstagekrieg 1967 nach oben gespült wurde. Den letzten Schub aber dürfte die Iranische Revolution 1979 geliefert haben, die den Schah stürzte und durch eine Theokratie unter Ajatollah Khomeini ersetzte. Die Golfstaaten sahen sich zunehmend durch die radikalisierte Schutzmacht der Schiiten bedroht. Ihre Antwort war nun selbst eine Radikalisierung und Verbreitung ihres islamischen Glaubenszweigs – finanziert durch Ölmilliarden. Am Endpunkt dieser Entwicklung stehen al-Qaida und der „Islamische Staat“, die eine gefährliche Zuspitzung des salafistischen Gedankenguts vertreten.

Das Ende der offenen Gesellschaften

Heute – so erscheint es uns – haben wir in einigen Gegenden in Nahost eine komplett transformierte Gesellschaft. Ob sich nur die jüngeren Generationen von den Werten ihrer Eltern abwandten oder ob sich dieser Wandel über alle Jahrgänge  hinweg ereignete, wäre für eine treffende Analyse interessant zu wissen. Es ist unstrittig, dass dieser gesellschaftliche Prozess nicht zuletzt durch Gelder der Golfstaaten an regionale, salafistische Vereinigungen gefördert wurde. Nur wenig ist heute geblieben von der Freiheit und Offenheit vergangener Jahrzehnte. In diesen Ländern haben die Zivilgesellschaften in großen Teilen vor dem militanten Islamismus kapituliert. Es war ein schleichender Prozess, dennoch hat der Westen zulange tatenlos zugesehen.

Bedeutung für Europa

Ein Gradmesser für die gegenwärtige Ablehnung  Europas und des Westens in vielen Staaten des Nahen Ostens sind die zahlreichen Kommentare in sozialen Netzwerken, wie zuletzt nach dem furchtbaren Terroranschlag in Paris vom 13. November 2015. Bereits in den sozialen Medien muss dieser Agitation entgegengewirkt werden. Niemand kann ausschließen, dass auch in westlichen Ländern diese Transformation der moslemischen Bevölkerung bereits begonnen hat. So haben salafistische Vereinigungen in Europa beachtlichen Zulauf.

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